© Michel Cardin
Das Londoner Manuskript


Solo-Sonate 7 in d-moll
(Smith-Crawford 11)

Die kompletten und berarbeiteten Texte von 'London unveiled' von Michel Cardin können als pdf-Dateien herunter geladen werden (zur Zeit nur in Englisch): 'London unveiled'

Wie immer beziehen wir uns wieder auf Mattheson, der d-moll folgendermaßen beschreibt: "Dieser Ton enhält in sich etwas devotes und ruhiges, dabey aber auch etwas grosses, angenehmes und zufriedenes, dannenhero derselbe in Kirchen-Sachen die Andacht, in communi vita aber die Gemüths-Ruhe zu befördern capabel sey, wiewohl solches alles nichts hindert, daß man nicht auch was ergötzliches, doch nicht sonderlich hüpfendes, sondern fließendes mit succes aus diesem Ton setzen könne". Diese Beschreibung der Tonart scheint sich genau mit unserer Wahrnehmung zu treffen.

Diese Suite kommt in vier verschiedenen Versionen vor (London, Dresden, und zwei in Warschau). Manche der Sätze sind darüberhinaus einzeln in europäischen Bibliotheken zu finden.

Die Londoner Version wurde von einem der Kopisten geschrieben und enthält einige autographe Korrekturen. Sie beginnt direkt mit der Allemande. Die Dresdener Version scheint später zu sein, weil sie an einigen Stellen verbessert und modifiziert worden ist. Sie ist mit Partie de S.L. Weiss überschrieben und beginnt mit einer Fantasie, die einem Prelude ohne Taktstriche gleicht und im typisch improvisatorischen Stil geschrieben ist. Sie gehört meiner Auffassung nach unbedingt zur Suite und sollte ihr vorangestellt werden. Als Alternative bietet sich eines der Preludes aus den Warschauer Manuskripten an, die die selbe emotionale Athmosphäre ausstrahlen.

Die in Traurigkeit gehüllte Allemande versetzt uns in eine meditative Stimmung, was uns an die Worte "devotes und ruhiges, dabey aber auch etwas grosses" erinnert. Sie führt uns zu einer der überraschendsten Couranten von Weiss mit ihrem hartnäckig pulsierenden Rhythmus und ihren vielen ungewöhnlichen Modulationen.

Die Gavotte hat denselben rhythmischen Charakter wie die Courante. Die Sarabande führt uns ihre Welt der Ruhe und der Stille hinein.

Wie häufiger bei Weiss trägt das Menuett subtile rhythmische und melodiöse Anklänge an die vorigen Sätze in sich, insbesondere die aufsteigende Melodie, die sich bereits in der Courante und der Allemande findet.

Endlich beginnt die monumentale Gigue, die eine wahrhaft bachische Grandeur besitzt. Sie endet in freudigen Sechzehntelläufen, die uns an das oben beschriebene "fließende Ergötzliche" erinnern.


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